Harry Weil wurde 1924 zum ersten Chormeister vom AGV Nibelungenhort Hohenems ernannt. Er stammte aus einer angesehenen jüdischen Emser Familie. Mit seinem Studium für Gesang und Orgel unterrichtete er in der Synagoge jüdische Jugendliche und suchte nebst seiner Tätigkeit als Versicherungsagent nach weiteren musikalischen Betätigungsfeldern. Er stieß auf ein Komitee, welches den Antrag zur Gründung des Arbeitergesangvereins Hohenems stellte. Harry Weil trat der sozialdemokratischen Partei bei, welche sich zu diesem Zeitpunkt sich österreichweit bemühte, mit Musik-, Gesang-, Turn-, Wandern- und anderen Vereinen die Arbeiterschaft vom Schicksal „Alkoholmissbrauch“ zu mehr Bildung hinzuführen. So wurde am 30. März 1924 im Gasthaus Mohren die erste Gründungsversammlung abgehalten.
Der Hohenemser Historiker Dr. Franz Häfele gab die Empfehlung, dem Chornamen mit „Nibelungenhort“ zu ergänzen, um die Menschen daran zu erinnern, dass 2 wertvolle Handschriften des Nibelungenliedes jahrhundertelang auf der Burg Alt-Ems und später im Palast aufbewahrt worden waren.
Mit 30 Sängern, welche keine Noten lesen konnten, wurde die Chorarbeit im Arbeiterheim in der Spielerstraße 3 aufgenommen, um mit Stimmbildung und Übungen zum mehrstimmigen Chorgesang zu kommen. Bereits 1925 entstand durch die Aufnahme von Frauen ein gemischter Chor mit 65 Stimmen.
Am 11. April 1926 konnte das erste Frühjahrskonzert in den Postsälen abgehalten werden.
Ab 1925 schlossen sich die Arbeitergesangsvereine von Hohenems, Feldkirch, Hard und Dornbirn zu einem Kreisverband zusammen und Harry Weil wurde ihr Kreischorleiter. Es gab zahlreiche gemeinsame Auftritte mit guten klanglichen Erfolgen. 1926 trat Harry Weil als Kreischormeister zurück und beendete 1928 auch seine Chorleitertätigkeit beim GV Nibelungenhort. Er stand dem Chor aber noch weiterhin beratend zur Verfügung.
1932 war die Lage in Österreich so schwierig, dass viele Sänger und Sängerinnen sich den Mitgliedsbeitrag nicht mehr leisten konnten und den Chor verließen, worauf hin der Chor auf 24 Sänger und Sängerinnen geschrumpft ist. 1934 wurde der Verein verboten und sein Vermögen beschlagnahmt. Schweren Herzens musste man sich vom Klavier trennen, welches 1929 nach jahrelangen Diskussionen über Sonderbeiträge gekauft wurde. Ein kirchlicher Verein kaufte von der Behörde das Klavier ab und wurde 1947 vom Kirchenchor Hohenems wieder unentgeltlich an den Nibelungenhort übergeben.
Harry Weil flüchtete mit seiner Familie nach Amerika, blieb aber im Kontakt mit dem AGV Nibelungenhort.
Nach der Wiederaufnahme der Probentätigkeit am 5. Juni 1946 wurde dem AGV von der französischen Besatzungsmacht die Bezeichnung „Nibelungenhort“ untersagt, was bis zum Abschluss des Staatsvertrages im Jahre 1955 aufrecht blieb.
1984 trat der Chor dem Vorarlberger Sängerbund bei und strich die Bezeichnung „Arbeiter“ aus ihrem Chornamen. Ab jetzt hieß der Chor „Gesangverein Nibelungenhort“.
Harry Weil verstarb am 18. August 1970 in Amerika. Die Urne wurde auf seinen Wunsch hin nach Hohenems überstellt und am 4. September 1970 auf dem jüdischen Friedhof. Der vollständig versammelte Chor verabschiedete sich mit einem Grablied standesgemäß von ihrem ersten Chormeister.